Kulturraum NRW


Leopold-Hoesch-Museum in Düren nach Ausbau neu eröffnet

Treffpunkt Düren

Nach vierjähriger Bau- und Sanierungsszeit ist in Düren seit Ende Juni wieder das Leopold-Hoesch-Museum geöffnet. Bis Mitte August noch präsentiert die Eröffungsausstellung „Treffpunkt Düren“ Sammlungen und Stiftungsarbeit in Sachen moderner und zeitgenössischer Kunst.

Leopold-Hoesch-Museum Düren Außenansichten. Foto: jvf.

Ein neuer, von Peter Kulka entworfener Anbau erweitert die Ausstellungs­fläche jetzt auf 1.700 qm. Er ist von außen so schlicht und funktional gehalten, dass er, sagen wir mal, einen sehr deutlichen Kontrast zum neobarocken Kitsch des alten Museumsbaus von 1905 aufmacht.

Im Innern ist das marmorne Treppenhaus wieder hübsch und licht und Ausgangspunkt für eine sehr clevere Raum- und Beleuchtungsregie. Zwei Lichthöfe verbinden Alt- und Neubau und führen hinüber zu großzügig dimensionierten und in Grautönen abgedunkelten Ausstellungsräumen.

Otto Pienes Lichtballett

Der Höhepunkt der Lichtregie – und der Eröffnungsausstellung – ist aber das Lichtballett (2010) von Otto Piene, das für das Hoesch-Museum angekauft wurde und dort hoffentlich auch dauerhaft ausgestellt wird.

Ein zunächst völlig abgedunkelter Raum, vielleicht zwanzig Quadratmeter. Darin ein metergroßer roter Globus, zwei kleinere Metallkuben, ein holzgerahmter Kubus mit schwarzer Membran überzogen, ein weißer Standzylinder, raumgreifend wie der Globus, alle mit perforierter Oberfläche, durch die langsam rotierende Leuchtkörper von innen fragmentiertes Licht streuen.

Auch eine der Längswände ist mit kreisförmigen und tangentialen und sekantialen Perforationslinien versehen, durch die Licht in den Raum dringt. Das macht eine geometrische, statische Grundstruktur für die, von den Körpern ausgestrahlten, beweglichen Lichtflecken in Formen von Kreisen, Tropfen, muschelartigen Gebilden und Fadengewirre.

Das Ballett währt einige Minuten, am Anfang und Ende dominiert das rote Licht des Globus den Raum. Man mag das als Tageszyklus, vom Morgen- zum Abendrot, deuten oder als kosmische Allegorie oder ich weiß nicht was. Am besten man schaut einfach und staunt.

Aus Dürener Sammlungen

Im Rahmen der Eröffnungsausstellung werden Sammlungen und Stiftungsarbeit dokumentiert, die einen Bezug zu Düren im Allgemeinen und zum Leopold-Hoesch-Museum im Besonderen haben. Im Erdgeschoss zu sehen gibt es Op-Art und Arbeiten der ZERO-Gruppe aus der Sammlung des ehemaligen Düsseldorfer Galeristen Schoeller, der dem Hoesch-Museum als Stifter verbunden ist. Daneben steht eine kleine Retrospektive auf das Werk Wolf Vostells aus Beständen des aus Düren stammenden Sammlers Thelen (möglicherweise eine ganz gute Ergänzung zur derzeitigen Vostell-Ausstellung im Schloss Morsbroich).

Das Obergeschoss ist freigeräumt für die Sammlung und Stiftung der Dürener Glasfabrikanten­familie Peill. Der größere Teil der Sammlung von Werken der klassischen Moderne ist dem Kölner Ludwig-Museum vermacht und wird jetzt erstmals zusammen mit Dürener Sammlungs­teilen ausgestellt. Schwerpunkt sind Arbeiten von Ernst Wilhelm Nay, darunter die beiden wunderbaren Großformate Blauflut, 1960 und Rhythmen Blau und Rot, 1953. Dazu sind u.a. Holzschnitte von Schmidt-Rottluff, sehr hübsche Lithographien von Picasso und Kirchner sowie zwei Gemälde von Alexej Javlenskij (Stilleben mit Äpfeln und blauer Tasse, um 1904 und Märchen­prinzessin mit Fächer, 1912) ausgestellt.

Die Stiftung Peill, die auch den Museumsausbau mit finanziert hat, fördert unterdessen seit 1986 zeitgenössische Kunst. Ausgestellt sind hier Arbeiten zweier Stipendiaten der Stiftung (Sven Johne und Michael Sailstorfer) sowie eine Installation des Peill-Preisträgers Gregor Schneider, der einige Meter der Marienstraße (2010) aus der Gemeinde Inden-Pier (Kreis Düren) in einen abgedunktelten Ausstellungs­raum verbracht hat: ein gepflasterter Gehweg, ein baufälliger Fahrweg aus Betonplatten, darin zwei Gullis eingelassen, ein Laternenpfahl steht beiseite, ist krumm getreten oder gefahren und durchstößt das Glasdach des Raumes. Pier ist ein sterbender Ort, der dem Braunkohle­tagbau geopfert wird.

Treffpunkt Düren. Düren, Leopold-Hoesch-Museum. 27. Juni – 15. August 2010.