Kulturraum NRW


Ayşe Erkmen im Berliner Museum für Gegenwart

PFM-1 und andere

Im Ostflügel des Hamburger Bahnhofs, der das Museum für Gegenwart beherbergt, ist noch bis 11.01.2009 eine Werkschau mit Arbeiten der Konzeptkünstlerin Ayşe Erkmen zu sehen, unter dem Titel 'Weggefährten'.

Zugegeben, man muss sich etwas sputen, um noch rechtzeitig aus der Rheinprovinz anzureisen für die großen Herbst-/Winterausstellungen im Berliner Museum für Gegenwart: Beuys (bis 25. Januar, lohnt sich), Warhol (bis 11. Januar, lohnt sich nicht), Dekonstruktionen des Künstlermythos (bis 22. Februar, lohnt sich zum Teil) und eben die bislang umfassendste Werkschau mit Arbeiten von Ayşe Erkmen (geboren 1949 in Istanbul, lebt und arbeitet ebenda und in Berlin).

Den Eingang zu den Weggefährten versperrt zunächst eine dieser, aus Flughäfen vertrauten Sicherheitsschleusen. Wenn dann Besucher pflichtschuldigst Schlüssel und anderes, Metalldetektoren mutmaßlich verdächtiges Material aus ihren Taschen offenbaren, besänftigt das Wachpersonal: „Bei uns ist das Kunst“. Nun ja. Dahinter ein Raum mit irgendwelchen Leuchtstoffröhren verhangen, an denen man sich leicht stoßen kann („Besuch der Ausstellung auf eigene Gefahr“), dann manch andere Exponate noch, deren Kunstwille zwar evident ist, die ich aber nicht verstehe. Im Obergeschoss allerdings findet sich ein ebenso faszinierendes wie ergreifendes Stück Videokunst.

Sechs Endlosschleifen von viersekündigen CAD-Animationen: im reinweißen Raum hüpfen oder schleichen oder schwirren da sattgrüne, rundeckige Objekte, ich weiß nicht, Spielzeuge oder Originalfamilienbenutzer müssen das sein, Flachzylinder, Zylinder mit putzigem Noppenaufsatz, niedliche Rechtecke mit Bedienknopf oben. Für jedes Ding, das da etwas tollpatschig im Bildvordergrund verschwindet, wird hinten ein neues eingesetzt, stets gibt es also Nachschub, ein unaufhörlich laufendes Fließband. Dazu Lebensgeräusche: Atem, Herzschlag, bei einem Ding eine techno-fröhlich klingende Kadenz aus Pfeiftönen. Das hat etwas sehr Heiteres, sehr Lebendiges.

Erst der an der Seite der Monitore aufgeklebte Titel PFM-1 and others, verbunden mit kundigen Einlassungen sachverständiger Besucher, klären, dass meine Heiterkeit ein für andere Menschen tödlicher Irrtum ist: die Objekte sind todesgetreue Modelle verschiedener Typen von Landminen, geformt nach Abbildungen aus einem Katalog des Roten Kreuzes.

Ein kurzes Video zur Ausstellung gibt’s bei art-in-berlin (PFM-1 ist da aber nur kurz im Schwenk zu sehen).

Ayşe Erkmen. Weggefährten. Berlin, Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart. 13.09.2008-11.01.2009.